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06.10.2025 denkmal

Das Erbe der Ingrid Heineck – die denkmal-Außenministerin geht

Eine Ära geht zu Ende – eine neue beginnt. Nach über 41 Jahren Tätigkeit bei der Leipziger Messe und davon 31 Jahre für die denkmal verabschiedet sich Ingrid Heineck zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand. Eine Kollegin, die wie kaum eine andere die ihr anvertraute Messe geprägt hat – mit Leidenschaft und Sachverstand. Bevor von ihr die großen, schwer zu füllenden Spuren bleiben, haben wir ihr ein paar Fragen gestellt und selbstverständlich auch, ob wir sie alle zwei Jahre noch bei denkmal begrüßen dürfen.

Frau Heineck, was kam zuerst, Ihre Liebe zur Denkmalpflege oder der Job bei der denkmal? Und wie sind Sie denn zur denkmal und generell zur Leipziger Messe gekommen?

Schon immer brannte in mir das Interesse an Geschichte und wissenschaftlichen Zusammenhängen. In meiner Jugend führte ich Reisegruppen durch meine Heimatstadt Leipzig und war von der wunderbaren Bausubstanz begeistert. Diese Liebe begleitet mich bis heute.

Wie alles begann: Meine Anfänge bei der Leipziger Messe reichen ins Jahr 1984 zurück. Damals, noch auf der Technischen Messe, begann ich mit der Zwischenvermietung der Messehallen. Danach übernahm ich Aufgaben im Bereich Universal- und Fachmessen. Jeweils im Frühjahr betreute ich das Thema Elektrotechnik (EDV-Technik / Drucker / PC / Konsolen wie Atari und Commodore 64) und im Herbst das große Thema Sport/Ausstattung (Expovita, Pouch, Puma, Adidas). Irgendwann kamen Themenbereiche wie das ökologische Bauen, die Automatisierung am Bau oder die Archäologie hinzu.

Ein Blick in die Historie: Ab Mai 1994 durfte ich die denkmal mitentwickeln – ein wahrer Lebenstraum. Wer erinnert sich noch an das damalige Stadtbild? Leipzig erfuhr Sanierungen, Restaurierungen, Neubauten, Umnutzungen, Umgestaltungen und Begrünungen. Unsere denkmal-Messebesucher aus nah und fern waren immer wieder begeistert von unserem schönen Leipzig. Die Bau-Boomjahre 1990/1991 sowie die Bau-Fachmesse Leipzig mit ihrer Premiere 1990 unterstrichen die Chance, ein thematisch verwandtes Messeangebot in Leipzig zu etablieren. Das Vortragsprogramm der Bau-Fachmesse Leipzig 1992 zum Thema „Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege“ fand großen Zuspruch. Ebenso der Messestand in Halle 13 des Fördervereins Handwerk und Denkmalpflege. Daraus ergaben sich 1993 konkrete Überlegungen und erste konzeptionelle Ansätze für eine komplexe Fachmesse zum Thema Denkmalschutz und Denkmalpflege mit begleitendem Fachprogramm am Standort Leipzig. So begann die denkmal – mit vielen Meilensteinen. Noch auf dem alten Leipziger Messegelände (in den Hallen 11, 15 und der denkmalgeschützten Kuppelhalle 16) feierte die denkmal 1994 ihre erfolgreiche Premiere. Am 12. April 1996 wurde das Neue Leipziger Messegelände eröffnet. Seit der zweiten denkmal im Oktober 1996 findet sie nun alle zwei Jahre im Leipziger Norden statt.

An dieser Stelle danke ich meinen „alten Lehrmeistern“ (Michael Kynast, Dr. Deliane Träber und Kersten Bunke) und meinen fachlichen Wegbegleitern aus dem denkmal-Beirat sowie dem Internationalen Kuratorium. Unvergesslich: Als denkmal-Urgestein gab es für mich im November 2024 einen unglaublich schönen Gänsehautmoment: gemeinsam feierten wir „30 Jahre denkmal“.

Sie gelten hausintern auch als die „Außenministerin der denkmal“. Können Sie sich erklären, wie Sie zu diesem Ministeramt gekommen sind?

Wer so viele Jahre fest verwurzelt ist in einem Thema, es liebt und lebt, der trägt die denkmal mit ihrem erfolgreichen Konzept in die Welt. Das habe ich immer mit großer Freude und leidenschaftlich getan. Leidenschaft ist das beste Werkzeug.denkmal verbindet. Kulturerbe verbindet global. Und bekanntlich sind Kultur, Kulturgüter, Kulturerbe gute Brückenbauer – zwischen Menschen und Ländergrenzen.

Ich habe nicht gezählt, wie viele Branchenveranstaltungen, Messen, Tagungen, Kongresse, Mitgliederversammlungen oder Firmen, Handwerker, Restauratoren oder Professoren ich besucht habe. Unzählige – in Stadt und Land, auch Europa. Dabei habe ich immer auch einen Blick hinter die Kulissen gewagt, oft neue Impulse aufgenommen und wunderbare Mitstreiter getroffen. Daraus entstanden auch Freundschaften. Meine Außentermine betrachte ich immer als Weiterbildung, Horizonterweiterung, aber auch als Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, Kontaktpflege, persönlichen Austausch und wichtige Netzwerkarbeit. Es war mir immer ein Vergnügen und eine Inspiration, als für die denkmal berufenes Mitglied in der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Nationalkomitees (DNK) mitzuarbeiten.

Gut vernetzt – national und international: Die denkmal hat einen eigenen Account auf Facebook und LinkedIn. Und ich pflege seit Jahren meine Kanäle mit Fachgruppen und einer treuen denkmal-Community von knapp 8.000 Followers. Denkmalpflege und Restaurierung sind interdisziplinär und grenzüberschreitend – in der Sache, Lehre, Wissenschaft und im tradierten Handwerk. Und ja, europäische Leitmesse und Außenministerin – das passt doch gut zusammen, oder?

Mein Pressesprecher-Vorgänger hatte mir verraten, dass Sie hin und wieder auch mal einen Kasten Bier zu Terminen mitnehmen. Haben Sie darüber hinaus Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger noch etwas Wichtiges mitzuteilen?

Ja, manchmal öffnet schon ein Kasten, ein Blumenstrauß oder einfach ein Dankeschön Türen, Tore und Herzen – und verbindet. Bis heute ist denkmal eine Erfolgsgeschichte, an der fachübergreifend unglaublich viele Akteursgruppen mitgewirkt haben. Dafür bin ich heute allen sehr dankbar: den Partnern und Multiplikatoren, den Ausstellern und Besuchern sowie allen Ehrenamtlichen.

Die denkmal steht für hohe Fachkompetenz und einen inspirierenden Bildungs- und Erlebniswert. Sie spricht unter anderem Architektinnen und Architekten, Kommunalpolitikerinnen und -politiker, Denkmalpflegerinnen und -pfleger, Restauratorinnen und Restauratoren, Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege, sowie Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer an. Auch die Ehrenamtlichen in den vielen Vereinen und Bürgerinitiativen gehören dazu. Kulturerben sind wir alle!

Welche Botschaft gebe ich für die Weiterentwicklung der denkmal mit auf den Weg? Tradition ist keine Bremse. Sie ist das Fundament! Die denkmal hat noch viel Potenzial, denn auch die „Branche“ transformiert sich. Qualität, Vielfalt und Nachhaltigkeit – darin steckt enormes Potenzial, mit Chancen und Herausforderungen. Die Zeit der leeren Kassen mit zurückgefahrenen Fördermitteln ist nicht einfach, aber wir müssen das Thema gemeinsam denken und uns damit identifizieren. Ich habe immer inhaltlich, fachlich und leidenschaftlich agiert, um dem hohen Qualitätsanspruch der denkmal gerecht zu werden.

Vor welchen gegenwärtigen Aufgaben, auch gesellschaftspolitisch, stehen wir? Wir müssen beispielsweise Prozesse gestalten, europäisch denken, gute politische Rahmenbedingungen schaffen, bestehende Herausforderungen meistern, nationale und internationale Partnerschaften ausbauen, branchenübergreifende Allianzen bilden, Good-Practice-Beispiele aufzeigen, Erfahrungswissen weitergeben, Baukultur leben, tradierte Handwerks- und Restaurierungstechniken bewahren, kulturelles Erbe zeitgemäß würdigen und Kulturgüter schützen. Denkmalschutz aktiv und innovativ gestalten, um den historischen Bestand für zukünftige Generationen zu bewahren, Bestände schützen und sinnvoll mit ihnen umgehen. Wir sollten neue Technologien anwenden, Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und Innovationen vorantreiben – denn sie sind wichtige Werkzeuge. Die Verzahnung von Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Handwerk, Planung und Ausführung müsste beschleunigt werden. Ehrenamtliche stärken und wertschätzen, Ressourcen sinnvoll und achtsam einsetzen.

Erhalten und Bewahren unseres gemeinsamen Kulturerbes, alter, teilweise aussterbender Handwerks- und Restaurierungstechniken sowie historischer Materialien, die qualifizierte Aus- und Weiterbildung, die Förderung des Fachkräftenachwuchses – das ist die Seele der denkmal. Und ihre lebendige Präsenz: An den Messeständen wird gewerkelt, ausprobiert, gefachsimpelt.

Haben Sie schon mal dem Lehmbauer oder dem Steinmetzen über die Schulter geschaut, sind Sie auf die Nationalmannschaft der Stuckateure getroffen oder haben Schieferherzen selbst geschlagen? Unvergessliche Momente. Genauso, wenn ein Goldmedaillen-Gewinner freudestrahlend jubelt oder unsere Wandergesellen in ihrer Kluft durch die Messe ziehen.

Und Sie schauen sich die Entwicklung der kommenden 30 Jahre auch weiterhin als Gast an?

Na ja, sprechen wir mal von 5-10 Jahren… Die denkmal war und ist meine DNA – beruflich wie privat. Mein Herzblut, Engagement und Wissen sind in die Weiterentwicklung unserer europäischen Leitmesse geflossen. Als Leipzigerin werde ich natürlich neugierig auf „meine“ denkmal blicken und sie dann „nur“ noch als Besucherin erleben. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit den vielen Wegbegleitern. Bereits jetzt stehen die ersten Verabredungen für die denkmal 2026 fest. Erfahrung und „Stallgeruch“. Die Staffelübergabe im denkmal-Team um Constantin Strobel wird gerade vollzogen und sichert eine nahtlose, wie gewohnt vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Danke euch allen – mit Wehmut und Vorfreude zugleich für die bevorstehende Zeit. Und passt gut auf „meine“ denkmal auf, pflegt und hegt sie.

Was möchten Sie zum Abschluss gern noch sagen?

Natürlich habe ich noch nicht fertig – und die Lust auf denkmal brennt nach wie vor in mir. Und ja, ein Blick in die Zukunft gehört dazu. Ab Januar 2026 freue ich mich auf mehr Zeit für meine Hobbys, für meine Netzwerke und für die vielen Ehrenämter: jeweils als Vorständin der Lottergesellschaft und des Fördervereins der Leipziger Denkmalstiftung, als persönliches Mitglied im Förderverein der Bundesstiftung Baukultur, in der Deutschen Burgenvereinigung, in der Industriekultur Leipzig und im Landesverband Industriekultur Sachsen. Besonders freue ich mich auf Reisen in ferne und nahe Länder, Städte und Regionen – neue Eindrücke sammeln, noch mehr Welt und Weltkulturerbe entdecken.

Abschließend möchte ich sagen: Es war mir eine große Ehre und Freude, mit Ihnen zusammengearbeitet zu haben. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen gute Gesundheit, weiterhin viel Erfolg, und ich hoffe sehr, dass wir in Kontakt bleiben.

Danke, Tschüss, Auf Wiedersehen!

Herzlichst Ihre Ingrid Heineck

Die Fragen hat Mark Gärtner, Pressesprecher der denkmal, gestellt.

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