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Leipziger Schulen - ganz ostmodern
Hier folgt Teil 2 der Reihe „Bestehendes nutzen. Leipzig gestalten.“. Der Fokus liegt diesmal auf der Bausubstanz, die die Ostmoderne in die Stadt gebracht hat. Vor allem an Schulgebäuden offenbart sich noch heute die für die DDR-Zeit typische Architektur – und die Kunst dieser Zeit. Vier Leipziger Schulen stehen seit letztem Jahr unter Denkmalschutz.
Es sind erst einmal Plattenbauten und da gibt es auch kein Drumherum. Die einen nennen diese Form der Architektur trist, andere finden sie „rough“, die Dritten sehen eine gewisse Schönheit darin. Mit all diesen Zuschreibungen ist man auch schon mittendrin in der Debatte um die Bauten, die im real existierenden Sozialismus im gesamten Ost- und Südosteuropa geschaffen wurden und die Stadtbilder prägten. Für ganz viele Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR sind die Bauten der Ostmoderne jedoch schlicht vertraut und ein Stück Vergangenheit und mehr noch, ihrer Gegenwart. Das gilt nicht zuletzt für tausende Schülerinnen und Schülerinnen aus Leipzig.
Die Fertigung industriell, die Kunst individuell
In Leipzig mündete die Debatte um die Ostmoderne im vergangenen Jahr in deren Anerkennung - vier Schulen – gebaut in den 1960er und 1970er Jahren – wurden unter Denkmalschutz gestellt. Individuelle Schulbauten sind sie alle nicht, sondern industriell gefertigte Typenbauten, wie sie vielerorts in den neuen Bundesländern zu finden sind. Drei der Schulen gehören zum „Leipziger Gangbautyp“, der mit einem Flügel auskommt und in vielen Fällen dann doch eine individuelle Note bereithält. Denn der hervortretende Eingangsbereich – der Risalit – wurde oftmals für Kunst am Bau genutzt. So war das auch in Leipzig. An der heutigen Medizinischen Berufsfachschule des Klinikum St. Georg Leipzig findet sich ein Glasmosaik des ehemaligen Rektors der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Seine Schüler André Böhme und Olaf Bote übernahmen den Eingangsbereich der 100. Schule in Lausen-Grünau, während der Maler und Grafiker Arnd Schultheiß ein Betonplattenmosaik für die Kurt-Biedermann-Schule in Schönau entwarf.
Nummer vier – die 120. Schule auf der Martin-Herrmann-Straße in Großzschocher ist ein Beispiel für den „Dresdner Atriumtyp“. Exemplarisch sind hier die beiden Innenhöfe, die von zwei Schulflügeln und sie verbindenden Gängen begrenzt werden. In Großzschocher sind die Höfe begrünt und dienen der Entspannung in den Pausen.

Steigende Relevanz der Ostmoderne
Die Entscheidung aus Leipzig ist dabei kein Einzelfall. Das gesamtgesellschaftliche wie fachliche Interesse an der Ostmoderne ist gewachsen. Eine Ausstellung in Chemnitz greift das Thema anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2025 unter dem Titel „Die neue Stadt“ im Schloßbergmuseum der Stadt auf. Auch die Denkmalfachämter reagieren. Im Mai 2023 haben die Ämter aller neuen Bundesländer das Denkmal-Forum „Ostmoderne in Architektur, Städtebau und baubezogener Kunst der DDR“ als Teil der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL). Ziel ist es, sich gegenseitig zu unterstützen und ostmoderne Bestandsbauten denkmalgerecht zu erhalten. Und am 16. September 2025 – dem Tag des offenen Denkmals – wird in Gera die bundesweite Eröffnung stattfinden. Neben Neogotik und Barock ist es auch hier die Ostmoderne, die die Stadt prägt.
