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Tag der Architektur - Mit Denkmälern auf Tuchfühlung
400.000 neue Wohnungen jedes Jahr. Das ist das selbsterklärte Ziel der Bundesregierung. Um das zu erreichen, geht es nicht nur darum, neue Gebäude zu bauen, sondern auch bestehende Gebäude aus- und umzubauen. Ressourcen schonen, nachhaltig handeln und Abriss erschweren – das sind die Schwerpunkte für die kommenden Jahre, wenn es nach der Bundesarchitektenkammer geht. Die einzelnen Kammern der Bundesländer öffnen in ganz Deutschland am kommenden Wochenende Türen, die sonst meist verschlossen sind – beim Tag der Architektur. Unter dem Motto „Architektur baut Zukunft“ geht es nicht nur um spektakuläre Neubau-Projekte, sondern auch um Gebäude, denen ganz neues Leben eingehaucht wurde.
Ein passendes Beispiel dafür findet sich in Bayern – genauer gesagt in der niederbayrischen Gemeinde Geltolfing. Dort können Interessierte in das hiesige Schloss blicken und einen neuen Abschnitt in dessen bewegter Geschichte erleben. Das Schloss geht auf eine Burganlage aus dem 13. Jahrhundert zurück und war zuletzt teilweise einsturzgefährdet. Ein Architektenteam hat sich dem denkmalgeschützten Bau angenommen und machte aus dem Schloss eine Anlage mit 14 exklusiven Wohnungen – wer will nicht dort leben, wo einst Mozart ein und aus gegangen sein soll?
Noch mehr Prunk erleben Besucherinnen und Besucher im Spiegelsaal des Schlosses in Köthen. Nach fast 200 Jahren intensiver Nutzung musste der mit hunderten Spiegeln versehene Saal gesperrt und ganze sieben Jahre lang saniert werden. So wurden etwa die Bodenbalken vom Holzschwamm befreit, die prunkvolle Decke wurde mit ihren wertvollen Gipskassetten wiederhergestellt, das Tafelparkett rekonstruiert und die mächtigen Kronleuchter wurden nicht nur auf Hochglanz poliert, sondern sie wurden auch mit stromsparenden LED-Birnen ausgestattet.
Ein Denkmal in ganz neuer Funktion präsentiert sich in Delitzsch. In der Stadt der Türme wird ein beeindruckendes Wahrzeichen weiterentwickelt – der Wasserturm bekommt einen gewaltigen Anbau an der Rückseite. Neben einem Restaurant und einem modernen Spa entstehen dort 64 Wohnungen und Appartements. Vom Original restaurierten Turmkopf zieht sich ein Treppenhaus in gläsernem Gewand wie eine Wirbelsäule durch den neuangebauten Gebäudekörper. Im Frühjahr 2023 soll der Bau fertig sein.
Eindrucksvolle Beispiele für ein Zusammenspiel aus Tradition und Moderne hält der Tag der Architektur in Erfurt oder Trier bereit. In beiden Fällen hält Start-Up-Mentalität in denkmalgeschützten Gebäuden Einzug. In Erfurt wurde das Heizwerk der ehemaligen Gewehr- und Schreibmaschinenfabrik in eine moderne Büro-, Kultur- und Veranstaltungsfläche verwandelt. Der schroffe Charakter des Industriebaus ist erhalten geblieben und wurde durch moderne Elemente und einen Erweiterungsanbau ergänzt. Äußerlich fast unverändert geblieben ist das unter Denkmalschutz stehende Transformatorenhaus in Trier. Optisch auffällig ist zunächst nur, dass die vielen Graffitis an der Fassade verschwunden sind – innen hat sich noch viel mehr getan. Aus einem reinen Zweckbau ist ein Digitallabor für die Kommunikationsbranche geworden. Zusätzliche Fenster in der Dachkonstruktion sorgen jetzt für mehr Licht im kreativen Workspace.
Ein weiteres Mammutprojekt in Bezug auf Denkmalschutz präsentiert sich zum Tag der Architektur im niedersächsischen Rehburg – das Kloster Loccum. Die Ausbildungsstätte für angehende Pastorinnen und Pastoren wurde samt der dazugehörigen Bibliothek umfassend saniert. Dabei hatte die Wiederherstellung der historischen Authentizität höchste Priorität, betonen die zuständigen Architekten. Durch vorsichtige Rückbaumaßnahmen wurde die mittelalterliche Struktur des Klosters am Steinhuder Meer wieder herausgearbeitet.
Die Liste der Beispiele von gelungenem Denkmalschutz lässt sich schier endlos fortsetzen. Es gibt viel zu entdecken zum Tag der Architektur.
Mehr Informationen unter: https://tag-der-architektur.de/