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50 Jahre UNESCO Welterbe-Konvention - die denkmal feiert mit
Ein Tempel, der durch den Bau eines Staudamms droht zu versinken. Das war für die Idee des UNESCO Welterbes die Initialzündung. Der Tempel von Abu Simbel wurde 1960 abgetragen und an höherer Stelle neu aufgebaut. Die internationale Gemeinschaft war sich einig, der Tempel hat nicht nur für Ägypten eine herausragende Bedeutung, sondern für die gesamte Menschheit. Die Idee der gemeinsamen Kulturerbestätten war geboren. 1972 wurde diese Idee schließlich in ein Vertragswerk übersetzt – in diesem Jahr feiert die UNESCO Welterbe-Konvention ihr 50-jähriges Jubiläum.
Seitdem ist die Zahl der Welterbestätten auf 1.154 gestiegen. Diese Monumente oder Naturstätten sind verteilt auf 167 Länder. Es sind Leuchttürme, die das Erbe der Menschheit symbolisieren – und die Wertschätzung für diese Welterbestätten ist nach wie vor herausragend, berichtet Carolin Kolhoff. Sie ist Leiterin des Bereichs Welterbe bei der Deutschen UNESCO Kommission (DUK) und Mitglied im Beirat der denkmal. Die Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, die Liste der Welterbestätten ausgeglichener zu gestalten. Ein Blick auf die Weltkarte zeigt warum – die Erbestätten ballen sich regelrecht im europäischen Raum. Zusammen mit dem UNESCO Welterbestätten Deutschland e.V. will die DUK andere Staaten beim Nominierungsprozess unterstützen. Kolhoff spricht in diesem Zusammenhang von „Capacity Building“. Gleichzeitig erklärt sie, dass sich der Prozess für die Anerkennung von Welterbestätten verändert hat.
Inzwischen kann jeder Nationalstaat pro Jahr nur noch einen Vorschlag machen. In Deutschland ist das Sache der Kultusministerkonferenz (KMK) – denn Kulturhoheit ist Ländersache. Hat sich die KMK auf einen Kandidaten geeinigt, kommt dieser auf die sogenannte Tentativliste – und bleibt da erstmal. Die Prüfung durch internationale Expertinnen und Experten dauert mindestens anderthalb Jahre. Ob ein Monument oder Naturabschnitt letztlich zum Welterbe ernannt wird – also einen „Outstanding Universal Value“ hat – entscheidet das Welterbekomitee. Diese Runde setzt sich nach einem globalen Schlüssel zusammen und trifft sich jedes Jahr einmal im Sommer, um über die Kandidaten auf der Tentativliste zu entscheiden. In diesem Jahr sollte sich das Komitee in Russland treffen. Nach dem Angriff auf die Ukraine wurde die Konferenz abgesagt.
Kolhoff und die DUK verfolgen den Krieg in der Ukraine mit großer Sorge. „Meines Wissens ist zum Glück bis jetzt noch keine Welterbestätte schlimmer beschädigt worden – aber die Nachrichtenlage ist unübersichtlich“, so Kolhoff. Es wäre nicht das erste Mal. In Syrien, Afghanistan oder Mali wurde Kulturerbe teilweise gezielt angegriffen, auch um die nationale Identität zu attackieren. Darüber hinaus bedrohen Wetterereignisse wie Brände, Hochwasser, Stürme und Erdbeben die Monumente. Das spüren wir auch in Deutschland. Kolhoff nennt als Beispiele die Parkanlagen in Dessau-Wörlitz, Potsdam oder Bad Muskau. Historische Pflanzen in diesen Weltkulturerbestätten leiden unter Trockenheit. Auch Verstädterung und Massentourismus sind zur Bedrohung geworden. Venedig hat gerade noch den Knall gehört, sagt Kolhoff – die historische Hafenstadt von Liverpool wurde dagegen im vergangenen Jahr von der Liste der Kulturerbestätten gestrichen. Grund waren massive bauliche Veränderungen.
Solche Fälle sollen die absolute Ausnahme bleiben. Darum steht der diesjährige UNESCO Welterbetag am 5. Juni unter dem passenden Motto: „50 Jahre UNESCO Welterbekonvention – Erbe erhalten, Zukunft gestalten“. Dabei spielt die denkmal als europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung eine zentrale Rolle, betont Carolin Kolhoff: „Es ist einfach für mich die ideale Gelegenheit mit Kulturerbe-Expertinnen und -Experten - und zwar aller Fachgebiete und aller Arbeitsebenen - ins Gespräch zu kommen in Leipzig. Und das gilt nicht nur deutschlandweit, sondern mindestens auch europaweit. Teilweise auch weltweit.“ Die Messe helfe demnach nicht nur die Fachwelt zu vernetzen, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit und die Politik dafür zu sensibilisieren, wie wichtig der Erhalt von Kulturerbe ist. Dass die denkmal im November stattfindet, passt aus UNESCO-Sicht perfekt. Die Welterbe-Konvention wurde nämlich im November 1972 von den ersten Staaten angenommen.