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30.06.2025 denkmal

Aus der Praxis: 75 Jahre und zahlreiche Spuren hinterlassen – Zum Geburtstag von Rolf Möller

Rolf Möller ist 75 Jahre alt. Der Diplom-Restaurator, Designer und Handwerksmeister dürfte vielen Leserinnen und Lesern des denkmalbriefes bekannt sein, sind er und seine Arbeiten doch eine Institution in der Landschaft des deutschen Denkmalschutzes. Sein Geburtstag ist Anlass genug, das Gespräch mit ihm zu suchen und auf ein bewegtes Leben zu blicken. Das – wie sich herausstellen wird – auch heute noch von Beweglichkeit gekennzeichnet ist. Denn Rolf Möller klettert auch mit 75 Jahren noch auf Gerüste und hinterlässt weiterhin seine Spuren.

Auf die Frage, welches in all den Jahren denn das Projekt war, an dem sein Herz am meisten hing, antwortet Rolf Möller ohne jedes Zögern: die Wartburg. Anfang der 80er Jahre sanierte er eine der wohl berühmtesten Burgen Deutschlands. Dass er dort die Gelegenheit hatte, schon mit den Voruntersuchungen zu beginnen, auf denen dann sein Restaurierungskonzept aufbaute, auf dem dann wiederum sein eigentliches Handwerk fußte - er also den gesamten Prozess mit begleiten konnte - das bewegt ihn noch heute. Durch die Voruntersuchungen habe er die Gelegenheit gehabt, sich komplett mit den jeweiligen Geschichtsepochen der Wartburg auseinanderzusetzen. Möller erneuerte die farblichen Raumfassungen und widmete sich der baulichen Substanz, darunter den Giebelwänden im Festsaal. Pünktlich zum Lutherjahr 1983 waren Möllers Arbeiten fertig. Dass Möller die Gelegenheit erhielt, lag wohl auch an einer geschichtspolitischen Wende der SED-Führung. Denn die wollte internationale Anerkennung und war daher bereit, den 500. Geburtstag – ausgerechnet von einem Mann der Kirche – groß zu feiern.

Das Jahr 1983 auf der Wartburg zeigt: Möller beschäftigte sich zeitlebens nicht nur mit verschiedenen Geschichtsepochen. Er durchlebte in 75 Jahren epochale Umbrüche. Sein Vater Walter Möller legte nach 1945 die Grundlagen für die berufliche Zukunft seines Sohnes. Möller senior ließ sich zum Malermeister ausbilden, wurde später Kunsthandwerker, Spezialgebiet: die Sanierung von Kirchen. Er lehrte Rolf Möller genauso wie dessen Bruder und Schwester das Restaurieren.

Alles ist einfacher im Team… oder als Familiendynastie

Mit Vater und drei Geschwistern als ausgebildete Kunsthandwerkerinnen und -handwerkern war der Grundstein für eine Familiendynastie gesetzt. Und diese Dynastie hat Spuren hinterlassen. Möller erzählt: „Gerade weil wir in der Familie als Team arbeiten konnten, konnten wir uns sehr großen Projekten widmen. Damit wuchs auch unser Erfahrungsschatz sehr schnell.“ Gemeinsam stemmten sie die Sanierung der Gothischen Kanzel in Halle, des Westflügels des Schlosses Gotha oder die Taufe im Dom zu Erfurt.

Die Wende beirrte Möller nicht in seiner Arbeit. Lediglich an seiner Tätigkeit als Freiberufler stellt er heute im Rückblick einige Veränderungen fest. Während zu DDR-Zeiten die Mitgliedschaft im Verband der bildenden Künstler die Freiberuflichkeit sicherte und Umfang und Zahl der Aufträge mit wachsender Erfahrung zunahm, sind es heute auch die veranschlagten Kosten, die im Bewerbungsverfahren eine große Rolle spielen. Im Zweifel auch mal zu Lasten des unbestrittenen Experten.

Ein Leben nicht nur fürs Restaurieren, sondern auch für den Wissenstransfer

Das Familienvermächtnis des Restaurierens blieb aber nicht in der zweiten Generation stehen. Auf einmal sagt Möller im Gespräch: „Dann habe ich nach dem Studium noch einen Meister gemacht, um die Kinder ausbilden zu können.“ Das Ergebnis: die eigene Tochter ist heute auch Diplom-Restauratorin und auch der Sohn Mathias ist in der Branche tätig. Er betreibt das nach Rolf Möller benannte „romoe – Netzwerk für Restaurierung, Kunst und Denkmalpflege“. Der gegenseitige Wissens- und Erfahrungsaustausch unter Restauratorinnen und Restauratoren ist Herzensanliegen von Möller. Doch wie kam er damals überhaupt auf die Idee, ein solches Netzwerk zu starten? Möller antwortet: „Die Dokumentationen, die Restauratorinnen und Restauratoren parallel zu ihren Arbeiten schreiben müssen, lagen damals nur in den Landesämtern für Denkmalpflege, ohne dass sie noch irgendwem von Nutzen waren. Mit romoe sind sie nun für alle Interessierten einsehbar.“

Möller hat schon jetzt, in 75 Lebensjahren, zahlreiche Spuren hinterlassen. Doch ist er noch nicht fertig. Derzeit steht er auf Gerüsten in der Waldauer Kirche im thüringischen Waldau. Dort muss eine originale Emporenmalerei aus der Renaissance aus dem Jahr 1603 restauriert werden. Freigelegt hat sie – selbstverständlich – Rolf Möller.

Wir wünschen alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen zur denkmal 2026!

Dipl. Designer und Restaurator Rolf Möller © romoe Netzwerk
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