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27.07.2022 denkmal

Bürgerstiftung für Thüringer Schlösser und Burgen: Denkmalrettung ist Gemeinschaftsaufgabe

Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus war lange Jahre Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Auch in der Zeit danach bewegt ihn der Denkmalschutz in der Region – mit der Bürgerstiftung für Thüringer Schlösser und Burgen will er in ehrenamtlicher Arbeit das kulturelle Erbe in Thüringen bewahren.

Redaktion: Wann wurde die Stiftung gegründet und was war der konkrete Anlass?

Paulus: Sie wurde im Jahr 2016 gegründet und hat ihre Tätigkeit zwei Jahre später so richtig aufgenommen. Der Anlass war, dass wir in Thüringen ein großes Erbe an Schlössern, Burgen, Gärten haben und wir festgestellt haben, dass eine Art „demokratisch verpflichtendes Bewusstsein“ für dieses kulturelle Erbe im Lande noch etwas ausbaufähig ist. Wir verstehen in unserer Bürgerstiftung das Engagement für dieses kulturelle Erbe auch als eine schöne Verpflichtung aller Bürger im Lande, weil es sich um einen wertvollen Fundus an Zeugnissen der Landesgeschichte und der landesweiten Kultur handelt.

Redaktion: Wie genau arbeitet die Stiftung – und was ist ihr konkretes Ziel?

Paulus: Wir sehen uns als Stiftungsrat im Lande um, wo gibt es Objekte, die auf der einen Seite eine Förderung benötigen – die aber auf der anderen Seite, die Chance beinhalten, dabei die Bevölkerung mitzunehmen. Wir wollen den Menschen bewusst machen, dass die Rettung dieser Objekte eine Aufgabe aller ist und nicht nur der jeweiligen Eigentümer – wir fördern sowohl private Objekte als auch öffentliche Objekte. Für uns ist entscheidend, dass das Objekt für die Allgemeinheit von hoher Bedeutung ist und für die Region so etwas wie ein Wahrzeichen darstellt. Es geht bei der Sanierung dann nicht nur um möglichen Tourismus, sondern auch um Stolz und Selbstbewusstsein einer Region.

Redaktion: Wie hebt sich die Bürgerstiftung von der großen Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ab und warum braucht es sie aus Ihrer Sicht trotz der großen Stiftung?

Paulus: Wir verstehen uns als Ergänzung. Natürlich ist Denkmalschutz und Denkmalpflege eine staatliche Aufgabe, aber es ist wie beim Umweltschutz. Denkmalpflege lebt vom Mitmachen und es gibt viele Bereiche, bei denen die Bevölkerung mitmachen muss, denn ohne sie geht es nicht. Denkmalpflege macht man ja nicht für irgendwelche anonymen Objekte, sondern man macht sie für Menschen, damit sie auf diese Art und Weise eine kulturelle Basis bekommen, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet. Die große Stiftung verwaltet viele Objekte in einer Art staatlichem Erbe. Aber daneben gibt es auch viele Objekte, die nicht in dieser Stiftung sind und die trotzdem hochinteressant sind, die sozusagen Wahrzeichen der Region sind. Diese „Lücke“ wollen wir als Bürgerstiftung schließen.

Redaktion: Was waren Projekte auf die Sie als Vorstandsvorsitzender der Stiftung besonders stolz waren?

Paulus: Ein sehr schönes Projekt war unsere Spendensammlung für die Wiederherstellung der Greifenbank am Schloss Altenstein in Bad Liebenstein. Eine Teil-Rekonstruktion, die von der staatlichen Denkmalpflegeseite etwas kritisch gesehen wurde – aber es ist ein wichtiges Objekt gewesen, das in dem Selbstverständnis der Bevölkerung sehr stark verankert war. Wir haben über zwei Jahre laufend gemeinsam mit der örtlichen Sparkassenstiftung ein Spendenprojekt aufgestellt, bei dem die Sparkassenstiftung jeden gespendeten Euro verdoppelt hat. Ein schöner Nebeneffekt war, dass unter den beteiligten Fördervereinen, eine Art heilsamer Wettbewerb entstanden ist – wer sammelt die schönsten und größten Spendenbeträge. Inzwischen ist das gesamte Denkmalprojekt komplett durchfinanziert und soll innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre abgeschlossen werden. Es werden auch noch weitere Mittel gesammelt, um das Umfeld zu gestalten, nur sind wir da als Bürgerstiftung jetzt etwas außen vor. Das zeigt auch, dass wir Initialzündungen bewirken wollen, damit diese Projekte ein Stück weit Selbstläufer werden.

Redaktion: Welche Bedeutung hat die europäische Leitmesse denkmal auch für Sie und die Bürgerstiftung?

Paulus: Ich glaube die Messe ist deswegen so wichtig, weil sie auch Leute anspricht, die normalerweise mit Denkmalpflege gar nichts am Hut haben. Hier wird klar, dass das natürlich auch ein Wirtschaftszweig ist und dass es ein Gesellschaftszweig von hoher politischer Bedeutung ist. Das Ganze darzustellen in Form eines Events, einer Messe, die dann auch in den Medien wesentlich mehr Resonanz hat – das wirkt natürlich indirekt auf uns zurück. Das heißt, wenn wir als Bürgerstiftung versuchen, die Bürger für Denkmalpflege zu animieren, dann können wir ein Stück weit auch auf die Leistungen der Messe verweisen, die das Thema eigentlich im Vorfeld schon beleuchtet hat.

Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus
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