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26.09.2023 denkmal

denkmal trifft …: Den Landeskonservator von Westfalen-Lippe, Dr. Holger Mertens

In unserer Rubrik „Denkmalschutz in Deutschland“ sprechen wir mit den deutschen Landeskonservatorinnen und Landeskonservatoren. Dabei beleuchten wir ihre Arbeit, die aktuelle Lage in den jeweiligen Bundesländern sowie die bedeutendsten Herausforderungen. In dieser Ausgabe präsentieren wir ein Interview mit Dr. Holger Mertens, dem Landeskonservator von Westfalen-Lippe. In unserem Gespräch erörtert er unter anderem die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich des neuen Denkmalschutzgesetzes, berichtet von der Eröffnung des diesjährigen Tags des offenen Denkmals in Münster und erläutert die Bedeutung dieses Events für die öffentliche Wahrnehmung von Denkmälern.

Redaktion: Wie würden Sie einem Außenstehenden Ihre berufliche Tätigkeit und die damit verbundene Bedeutung erklären?

Dr. Holger Mertens: Als Landeskonservator für Westfalen-Lippe leite ich die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, das Denkmalfachamt für den Landesteil Westfalen-Lippe. Hier arbeiten über 70 Fachleute nicht ausschließlich im Bereich der Denkmalpflege, sondern auch der Landschafts- und Baukultur. Unsere Aufgabe ist es, das bau- und landschaftskulturelle Erbe Westfalen-Lippes zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Als Denkmalfachamt beraten und unterstützen wir die Denkmalbehörden, Eigentümerinnen und Eigentümer. Wie kann Denkmalwürdiges gepflegt und gleichzeitig Neues verwirklicht werden? Wir können aufzeigen, wie man das macht – und wofür es Zuschüsse oder Steuererleichterungen gibt. Gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeiten wir Lösungen, um Nutzung und Denkmalschutz bestmöglich zu vereinbaren.

Dabei verstehen wir uns auch als Anwältinnen und Anwälte der Denkmäler im Zusammenspiel verschiedener Interessen. Gerade Denkmäler, die in der Öffentlichkeit einen schweren Stand haben, brauchen eine Stimme, die sich für sie einsetzt und ihren Zeugniswert vermittelt.

Redaktion: Wie haben Sie die bundesweite Eröffnung des Tags des offenen Denkmals in Münster erlebt und welche Rolle spielen solche Events für die öffentliche Wahrnehmung von Denkmälern?

Dr. Holger Mertens: Die bundesweite Eröffnung des Tags des offenen Denkmals in Münster habe ich als Fest für die Denkmäler erlebt – mit strahlendem Sonnenschein und bester Stimmung. Nicht nur in der Stadt, sondern auch überregional war die Veranstaltung schon im Vorfeld sehr präsent. An unserem Infostand sind wir mit vielen Münsteranerinnen und Münsteranern ins Gespräch gekommen, aber auch mit Gästen, die hunderte von Kilometern eigens für die Eröffnung angereist sind. Mit Schwung und Abwechslung zeigte das Bühnenprogramm, dass Denkmalschutz und Denkmalpflege durchaus „Starqualitäten“ besitzen – passend zum Motto „Talent Monument“.

Prinzipalmarkt und Rathaus wurden zu einem großen Forum, wo Bürgerinnen und Bürger sowie haupt- und ehrenamtlich Engagierte aufeinandertrafen. Gerade nach den langen Corona-Jahren war das für Münster und Westfalen-Lippe eine einzigartige Gelegenheit für Austausch und Vernetzung.

„Der Denkmalschutz und die Denkmalpflege liegen im öffentlichen Interesse.“ – so lautet der erste Satz des Denkmalschutzgesetzes NRW. An keinem Tag wird das so deutlich wie am Tag des offenen Denkmals. In Münster war der Andrang auf die offenen Denkmäler riesig; zum Teil gab es lange Warteschlangen. Das zeigt, dass es nicht nur bei einem Tag im Jahr bleiben darf: Die Vermittlungsarbeit mit Blick auf eine breite Öffentlichkeit und verschiedene Zielgruppen ist für uns eine zentrale Aufgabe.

Redaktion: Wie ist die gegenwärtige Situation der Denkmallandschaft in Westfalen-Lippe? Welche aktuellen Herausforderungen beschäftigen Sie hier besonders?

Dr. Holger Mertens: Eine große Herausforderung ist für uns nach wie vor das neue Denkmalschutzgesetz. Auch ein gutes Jahr nach Inkrafttreten läuft dessen Vollzug keineswegs rund, was vor allem daran liegt, dass der Gesetzgeber Aussagen dazu schuldig bleibt, wie er sich diesen konkret vorstellt. Wir setzen alles daran, dass die Denkmäler und ihre Eigentümerinnen sowie Eigentümer darunter nicht zu leiden haben. Positiv zu werten ist, dass die fachliche Beratung durch mein Amt nach wie vor gewünscht und geschätzt wird. Das gilt vor allem auch für die Unteren Denkmalbehörden, die allzu häufig nicht ausreichend ausgestattet sind, um ihre gesetzlichen Aufgaben erfüllen zu können. Auch der allgemeine Fachkräftemangel hat daran einen wesentlichen Anteil. Das sind leider keine guten Voraussetzungen für eine frühzeitige Zusammenarbeit aller Beteiligten, die entscheidend ist für die Pflege und die nachhaltige Nutzung eines Denkmals.

Eine weitere zentrale Herausforderung ist für uns der Klimaschutz: Gemeinsam mit den Denkmaleigentümerinnen und Denkmaleigentümern arbeiten wir hier an individuellen und denkmalgerechten Lösungen im Sinne der verbesserten Energieeffizienz und des Einsatzes erneuerbarer Energien. Doch auch mit den Folgen des Klimawandels auf die Denkmäler müssen wir uns auseinandersetzen. Handlungsansätze sind hier ein engmaschiges Monitoring gefährdeter Denkmäler und ein institutionalisiertes Katastrophenrisikomanagement.

Hierzu noch eine Anmerkung: Dass die Erhaltung, Weiter- und Umnutzung von Denkmälern per se ressourcenschonend und schon allein deshalb ökologisch wertvoll sind, hat sich zwar in Fachkreisen schon herumgesprochen, muss aber in der allgemeinen Öffentlichkeit noch deutlicher zum Ausdruck gebracht werden.

Redaktion: Wenn Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit einen besonderen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?

Dr. Holger Mertens: Ich würde mir mehr Anerkennung wünschen für all das Positive, das bei der Pflege der Denkmäler erreicht wird und der Allgemeinheit zugutekommt. Das gilt natürlich auch für den Beitrag, den die amtliche Denkmalpflege hierzu leistet, vor allem aber für das Engagement der zumeist privaten Eigentümerinnen und Eigentümern sowie ehrenamtlich Aktiver. Eine auskömmliche finanzielle Unterstützung für den Erhalt der Denkmäler wäre da das Mindeste, was man von der öffentlichen Hand erwarten kann. Von daher ist es besonders bitter, dass die Fördermittel hier in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr drastisch reduziert wurden und eine weitere Absenkung im Jahr 2024 befürchtet werden muss.

LWL/Dülberg
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