7. - 9. November 2024 denkmal

News

News

12.12.2023 denkmal

denkmal trifft…: die Landeskonservatorin von Sachsen-Anhalt, Dr. Elisabeth Rüber-Schütte

In unserer Rubrik „Denkmalschutz in Deutschland“ sprechen wir mit den deutschen Landeskonservatorinnen und Landeskonservatoren. Dabei beleuchten wir ihre Arbeit, die aktuelle Lage in den jeweiligen Bundesländern sowie die bedeutendsten Herausforderungen. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Dr. Elisabeth Rüber-Schütte. Die sachsen-anhaltinische Landeskonservatorin bezeichnet sich als Liebhaberin der denkmal und freut sich bereits jetzt auf die vielfältige Schau von Handwerkskünsten sowie Baustoffen aus der Region. Im Gespräch stellt sie unter anderem das diesjährige Projekt aus Sachsen-Anhalt für die Messeakademie vor.

Redaktion: Frau Dr. Rüber-Schütte, Sie arbeiten bereits viele Jahre für das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt – seit 2021 sind Sie Landeskonservatorin. Wie groß ist der Unterschied zu Ihren vorherigen Aufgaben und wie waren die ersten beiden Jahre in der neuen Verantwortung?

Dr. Rüber-Schütte: Im Grunde hat sich nicht besonders viel verändert. Ich arbeite schon seit etlichen Jahren mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt zusammen und habe über einen längeren Zeitraum Vertretungsaufgaben für meine Vorgängerin wahrgenommen. Nach einer Zeit als kommissarische Landeskonservatorin konnte ich mich 2021 im Bewerbungsverfahren durchsetzen und wurde schließlich zur Landeskonservatorin ernannt. Die Verantwortung ist natürlich größer und neue Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sind dazu gekommen. Gleichzeitig ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten, auf den Denkmalschutz hinzuweisen und weitere Sanierungs- und Konservierungsprojekte anzuregen.

Redaktion: Welche Ziele haben Sie sich als Landeskonservatorin gesetzt und welche Projekte wollen Sie besonders in den Fokus nehmen?

Dr. Rüber-Schütte: Ich bin nach wie vor wirklich sehr beeindruckt vom reichen kulturellen Erbe Sachsen-Anhalts. Es ist ja unsere gesetzlich vorgegebene Rolle, dieses Erbe zu erfassen, zu erforschen und zu vermitteln. Ich denke, dass nicht nur unsere Welterbestätten es wert sind, über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu sein, denn in unserem Bundesland haben wir eine enorme Dichte an unterschiedlichen Zeugnissen der Kulturgeschichte. Das reicht zum Beispiel von den Ottonenstätten über die Orte der Reformation bis hin zur Industriekultur. In diesem Zusammenhang freuen wir uns, dass wir zu den vier Landesdenkmalämtern gehören, die vom Bund für eine ganzheitliche Erfassung und Bewertung der bergbaubedingten Kulturlandschaft gefördert werden. Es ist spannend, gerade diese Geschichte und die damit verbundenen Innovationen mit Unterstützung von Zeitzeugen, Vereinen und Netzwerken und vielem mehr wissenschaftlich zu erforschen, zu dokumentieren, und so vielleicht auch der Region nach einer Zeit starker Transformationen wieder mehr Selbstbewusstsein und Zuversicht zu geben.

Redaktion: Wie ist die gegenwärtige Situation des Denkmalschutzes in Sachsen-Anhalt? Welche Herausforderungen beschäftigen Sie momentan ganz besonders?

Dr. Rüber-Schütte: Kernthema ist und bleibt die Denkmalpflege. Hier besteht das Problem, dass neben finanziellen Fragen zunehmend auch personelle Engpässe außerhalb unseres Hauses in fast allen Bereichen zu beachten sind. Egal ob es Kirchen oder andere größere Einrichtungen sind – es fehlt mehr und mehr das „Pflegepersonal“, seien es Hausmeister oder Küster. Dazu kommen aktuell natürlich die Fragen rund um den Klimawandel und die direkten Auswirkungen auf die Gebäude und deren Ausstattungen. In diesem Jahr sieht es etwas besser aus, aber zuletzt hat die Trockenheit erhebliche Folgen für die Kulturdenkmale gehabt: Darunter Orgeln, die nicht mehr gespielt werden konnten, sich ablösende Skulpturenteile oder das Austrocknen ganzer Lehmschichten im Baugrund von Gebäuden, wie auch die Schäden in den Parkanlagen und Wäldern. Nicht weniger folgenreich sind Starkregenereignisse. Diese Herausforderungen bestehen natürlich deutschlandweit, und wir versuchen gemeinsam Lösungen zu finden.

Redaktion: Auch in 2024 beteiligt sich Sachsen-Anhalt an der Messeakademie der denkmal (dem bundesweiten studentischen Architekturwettbewerb) und hat dafür ein Objekt in Schönhausen ausgesucht. Welche Bedeutung hat das Wirtschaftsgebäude als Teil des Bismarck-Museums?

Dr. Rüber-Schütte: Das betreffende Wirtschaftsgebäude, ein ehemaliger Kornspeicher, stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist Teil der historischen Gutsanlage der Familie von Bismarck. Die zugehörigen Gebäude wie die Parkanlage sind von hoher Bedeutung. Die Anlage ist zudem der einzige Standort einer Politikergedenkstiftung des Bundes im Osten Deutschlands. Der Kornspeicher soll als Wissensspeicher und Weiterbildungsort ausgebaut werden, entsprechend dem Demokratieauftrag dieser Häuser. Bis auf den Kornspeicher ist die Gutsanlage von der Straße aus nicht einsehbar, so dass der Speicher auch als Anker für Vorbeifahrende dienen kann. Das Schöne an der Messeakademie ist, dass sie bei der Planung die Studierenden so einbinden kann, dass sich zudem ein förderlicher Beitrag für das umfängliche Bildungsprogramm der Stiftung darstellt.

Redaktion: Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht, regelmäßig an der Messeakademie teilzunehmen?

Dr. Rüber-Schütte: Wir begleiten das Projekt seit dem Beginn. Dieser Blick von außen, die Kreativität, die Lust, auch einmal vielleicht anders zu denken – das ist immer eine Bereicherung. Wir konnten Ideen aus der Messeakademie bereits in die Tat umsetzen. Damit werden auf den ersten Blick vielleicht trostlos erscheinende Denkmäler mit neuem Leben gefüllt. Das begeistert Bauherren und Nutzer, Kommunen und Landkreise und schafft Aufmerksamkeit. Dieses Interesse endet im Idealfall in der tatsächlichen Umsetzung. Somit profitieren wir alle davon.

Redaktion: Wenn Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit einen Wunsch frei hätten – welcher wäre das?

Dr. Rüber-Schütte: Das ist schwer, denn ich hätte gleich mehrere. Zum einen wären das mehr Unterstützungsmöglichkeiten für Private und zum anderen grundsätzlich mehr Verständnis und Vertrauen in die Kompetenz der Denkmalpflege. Mit unserer schon zweihundertjährigen Erfahrung im Umgang mit Bestandsbauten sowie in den Bereichen Ressourcenschonung und Reparatur leisten auch wir einen Beitrag zur effizienten energetischen Ertüchtigung von Gebäuden und zur Bewältigung des Klimawandels. Dazu müssen aber auch die heutigen Nachwuchs- und Fachkräfteprobleme gelöst werden. Insgesamt wünsche ich mir, dass wir gemeinsam die Energiewende meistern und unser kulturelles Erbe bewahren werden.

Dr. Elisabeth Rüber-Schütte
Zurück zu allen Meldungen