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Prof. Mathias Pfeil: „Nachhaltigkeit ist Gründungsgedanke der Denkmalpflege!“
In unserer Rubrik „Denkmalschutz in Deutschland“ sprechen wir mit den deutschen Landeskonservatorinnen und Landeskonservatoren über ihre Arbeit, die aktuelle Situation in ihren Bundesländern und die größten Herausforderungen. In dieser Ausgabe präsentieren wir ein Interview mit Prof. Mathias Pfeil, dem Generalkonservator des Bayrischen Landesamtes für Denkmalpflege. In unserem Gespräch beleuchtet er unter anderem die anspruchsvolle Aufgabe, dem Denkmalschutz in der modernen Gesellschaft einen angemessenen Mehrwert zu verleihen.
Redaktion: Wie würden Sie Ihre Arbeit und deren Bedeutung einem Außenstehenden erklären?
Prof. Mathias Pfeil: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist zuständig für sämtliche Bau- und Bodendenkmäler in Bayern. Unsere Aufgabe besteht darin, Gebäude zu schützen, aus denen unsere Geschichte erkennbar bleibt. Gleiches gilt für die nicht sichtbaren Bodendenkmäler. Der Schutz dieser ist von noch größerer Bedeutung, um die Wichtigkeit eines Bewahrens des unsichtbaren Erbes überhaupt verständlich zu machen. Diese Arbeit bedeutet für mich Kommunikation, bei der es darum geht, sorgfältig zu überlegen, wie wir unsere Botschaft vermitteln. Hierbei liegt der Fokus darauf, auf welche Weise wir mit Bauherrinnen und Bauherren, den Gemeinden und den unteren Denkmalschutzbehörden in Verbindung treten und mit Menschen kommunizieren, die in irgendeiner Weise mit dem Thema verbunden sind oder auch mit denen, die es noch nicht sind, um ihnen zu erläutern, warum das kulturelle Erbe schützenswert ist.
Redaktion: Wie ist die aktuelle Situation der Denkmallandschaft in Bayern und was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Prof. Mathias Pfeil: Aktuell befinden sich 110.000 Bau- und etwa 45.000 Bodendenkmäler auf unserer Denkmalliste. Dabei unterliegen diese Gebäude und Stätten den sich wandelnden Anforderungen einer modernen Gesellschaft. Derzeit liegt der Fokus auf dem Thema regenerative Energien im Denkmal. Es stellt sich die Frage, wie wir mit Photovoltaik, der Windenergie und den Windrädern umgehen. Hierbei ist es wichtig, die Anliegen und Bedenken der Menschen zu berücksichtigen und angemessen darauf zu reagieren. Es geht darum, die Gebäude, die zum Teil 200 Jahre und älter und dennoch in Nutzung geblieben sind, an die heutigen Zeiten anzupassen – trotz ihres hohen Alters. Ähnlich wie in den 60er-Jahren Küchen und Bäder eingebaut wurden oder zu Beginn der 2000er-Jahre das Thema Barrierefreiheit an Bedeutung gewann, sind heute die regenerativen Energien von großer Relevanz. Dennoch stellt die Herausforderung der Anpassung bei diesen beeindruckenden Gebäuden, die teilweise sogar den Dreißigjährigen Krieg überlebt haben, keine dramatische Schwierigkeit dar.
Redaktion: Was war bisher die größte Herausforderung, die Sie mit Blick auf die Denkmallandschaft beschäftigt hat, und wie wird sich die Änderung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes auf Ihre Arbeit auswirken?
Prof. Mathias Pfeil: Eine Herausforderung ist sicherlich, wie ich einer immer aufmerksamer werdenden Gesellschaft die Belange so vermittle, dass sie diese auch als die ihren erkennt. Dies führt uns erneut zum Thema der Kommunikation. Mit dem Internet sowie der stetig steigenden Geschwindigkeit der Informationsverbreitung müssen immer auch Entscheidungsprozesse beschleunigt werden. In den sozialen Medien wird zunehmend schneller diskutiert und berichtet, daher müssen wir Schritt halten. In einer Gesellschaft, in der sich Informationen stetig rasant verbreiten, ist es wichtig, auch zeitnah reagieren zu können. Dies ist zweifellos eine große Aufgabe. Auch die Auswahl von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Anliegen ebenso leben wollen, spielt eine entscheidende Rolle. Wie halten wir also Schritt und noch wichtiger, wie können wir einen Mehrwert für das Thema Denkmalschutz in eine moderne Gesellschaft einbringen?
Die Änderungen des Bayrischen Denkmalschutzgesetzes werden gewisse Schwerpunktverschiebungen mit sich bringen, jedoch wurde das Gesetz in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und uns entwickelt, da es letztlich auch unser Ansinnen ist. Die Denkmäler verkörpern Nachhaltigkeit. Es handelt sich um Gebäude, die vier bis fünf Lebenszyklen moderner Bauten durchlaufen haben und dies – auch um das Thema regenerative Energien zu ergänzen – ist jetzt nicht übermäßig kompliziert. Dennoch erfordert es Aufmerksamkeit sowie die Entwicklung von Konzepten. Aus diesem Grund wurden verschiedene Modellprojekte initiiert, wie man den Umgang mit Photovoltaikanlagen denkmalgerecht gestalten kann.
Redaktion: Wenn Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Prof. Mathias Pfeil: Der erste Wunsch ist natürlich stets, über entsprechende Fördergelder zu verfügen, um den Menschen das geben zu können, was sie für die Sanierung der Denkmäler benötigen. Damit möchte ich sicherstellen, dass Sanierung nicht nur attraktiv, sondern auch machbar ist. Zudem wünsche ich mir die Aufmerksamkeit der Politik, um diese Gelder zu erhalten, und dass sie damit diesen Gedanken und eben auch die betroffenen Menschen mit unterstützt. Letztlich strebe ich an, dass die Denkmalpflege in der wirtschaftlichen Diskussion einen angemessenen Stellenwert hat, der auch der Nachhaltigkeitsdiskussion entspricht, die wir zurzeit sehen. Und selbstverständlich sind die Denkmäler in ihrer Nachhaltigkeit selbst seit jeher ein Teil dieser Diskussion, denn dies ist schließlich der Gründungsgedanke der Denkmalpflege. Ich möchte diese Botschaft gerne weiterverbreiten und fördern.