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22.06.2022 denkmal

Rückblick: 16. Jahrestreffen des European Heritage Heads Forums

Das European Heritage Heads Forum (EHHF) ist die Netzwerkveranstaltung der wichtigsten Köpfe der Denkmalpflege in den einzelnen europäischen Staaten. In diesem Jahr fand das European Heritage Heads Forum vom 18. bis zum 20. Mai erfolgreich in Schottland (Edinburgh) statt. Das European Heritage Heads Forum ermöglicht einen Informations- und Erfahrungsaustausch zum Umgang mit der historischen Umwelt im 21. Jahrhundert. Im Interview blickt der deutsche teilnehmende Vertreter Regierungsdirektor Ass. iur. Wolfgang Karl Göhner vom Landesamt für Denkmalpflege Bayern auf drei bewegte Tage im Zeichen der Denkmalpflege, die sich insbesondere um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine drehten.

Das European Heritage Heads Forum ist ein informelles, professionell fachliches Netzwerk für nationale Leiter des Kulturerbes aus den Disziplinen Bauerbe, Landschaft sowie Archäologie der Länder der Europäischen Union, des Europäischen Wirtschaftsraums und der Mitgliedstaaten des Europarates. Leiter sind zumeist die Generaldirektoren der nationalen Verwaltungen oder Abteilungen, Agenturen oder Institute, die für die Erhaltung und den Schutz des kulturellen Erbes in den zuständigen nationalen Ministerien oder Institutionen zuständig sind. Seit 2006 treffen sich die Mitglieder einmal jährlich in einem anderen Land. Eine Teilnahme ist nur auf Einladung möglich. Die diesjährigen deutschen teilnehmenden Vertreter auf dem Mai-Jahrestreffen des European Heritage Heads Forum waren der Vorsitzende der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in Deutschland Prof. Dr. Markus Harzenetter sowie Regierungsdirektor Ass. iur. Wolfgang Karl Göhner vom Landesamt für Denkmalpflege Bayern.

Die diesjährige Jahrestagung markierte die erste Rückkehr der Mai-Jahrestagung für das European Heritage Heads Forum seit 2019. Doch eine Rückkehr zu einem „business as usual“ war es nicht, denn seitdem hat sich durch die aktuellen Krisenereignisse viel verändert. Obwohl große Herausforderungen entstanden sind, zeigte sich zugleich die Kreativität und Widerstandsfähigkeit des Sektors der Denkmalpflege. Auch darauf konzentrierte sich das diesjährige Treffen des Forums in Schottland. „Die Sitzung stand von Beginn an im Schatten des derzeit fast alles dominierenden Themas des imperialistischen russischen Überfalls auf die Republik Ukraine. Besonders die Anrainerstaaten – allen voran die Republik Polen – bestätigten aus eigener Anschauung zur aktuellen Situation die planvolle Zerstörung auch von kulturellem Erbe als Teil der Strategie zur faktischen Auslöschung eines Volkes sowie die Notwendig- und Möglichkeiten, hier von außen Schutz und Hilfe leisten zu können“, berichtet Regierungsdirektor Ass. iur. Wolfgang Karl Göhner vom Landesamt für Denkmalpflege Bayern.

„Diese eingehenden Diskussionen fußten auf dem außerordentlich ergreifenden Zoom-Live-Bericht der Stellvertretenden Kultusministerin der Republik Ukraine, der uns allen auch bildhaft vor Augen führte, was es bedeutet, wenn auch völkerrechtliche Verträge – hier zum Schutz des universellen kulturellen Erbes der Welt, aber auch einzelner Völker, Staaten, Regionen und Orte – sogar planvoll vernichtet, im Grunde ausradiert werden – beziehungsweise werden sollen. Der Schottische Minister für Kultur und Internationale Zusammenarbeit sowie für die Angelegenheiten der ukrainischen Flüchtlinge eröffnete sodann die Diskussion über die Möglichkeiten, – auch der Anwesenden beziehungsweise deren Organisationen – effektive fachliche und gegebenenfalls auch finanzielle Hilfe zu leisten. Abschließend wurde der Edinburgher Beschluss gefasst beziehungsweise bestätigt“, so Göhner. In einem offiziellen Statement erklärten die Leiter der Landesdenkmalämter hier ihre Solidarität und Unterstützung für die Institutionen des kulturellen Erbes der Ukraine und forderten, dass die Konventionen zum Schutz des kulturellen Erbes in der Ukraine von Russland respektiert werden.

Inhaltlich befasste sich das European Heritage Heads Forum in diesem Jahr darüber hinaus mit den Themen der Entwicklungen und Folgen der Pandemie für den Kultursektor – beziehungsweise denen des kulturellen Erbes in den EHHF-Mitgliedsstaaten, der Partizipation der Bevölkerung bei diversen Aspekten des Umgangs mit kulturellem Erbe sowie den Konsequenzen touristischer Nutzungen für das kulturelle Erbe. Beachtung fanden außerdem die vermehrt erforderlich erscheinende Notwendigkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten gerade im Bereich des Handwerks auch für die Zukunft zu sichern und die Entwicklung des EU-Rechtssystems, nachdrücklich in den Bereichen, wie die EU Renovation Wave, die Energieeffizienzrichtlinien oder das sogenannte Bleiverbot in der REACH-Verordnung, welche das kulturelle Erbe der EU-Mitgliedsstaaten unmittelbar berührt.

Foto: Historic Environment Scotland
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